Kleiner Leitfaden für Neuimker



Der Versuch einer Entscheidungshilfe




Woher bekomme ich ein Bienenvolk?



Nachdem jetzt die Ausrüstung angeschafft ist, stellt sich die Frage, woher mit den Bienen?
Die Beuten einfach aufstellen und warten bis ein Schwarm einzieht halte ich für ein hoffnungsloses Unterfangen.

Wer meinen anfänglichen Rat, sich in einem Imkerverein zu melden, befolgt hat, wird dort am einfachsten jemanden finden, der Völker abgibt.
Am Besten schon recht früh im Jahr nachfragen, bevor alle Völker schon vergeben sind.
Meine Empfehlung ist, immer mit mindestens 2 Völkern zu beginnen. Das hat den Vorteil, sollte an einem Volk ein Problem auftreten (z. B. Weiselosigkeit) kann man sich mit einer Brutwabe aus dem zweiten Volk behelfen und hat nicht gleich alles verloren.
Ich empfehle weiterhin, nur Völker mit gültigem Gesundheitszeugnis zu kaufen. Werden die Völker in einem anderen Verwaltungskreis geholt als dem zukünftigen "Heimatkreis" ist das Gesundheitszeugnis nach §5 Bienenseuchenverordnung sogar vorgeschrieben und muß dem zuständigen (Ziel) Veterinäramt vorgelegt werden.
Eine weitere Möglichkeit wäre, sich bei anerkannten Züchtern Völker zu kaufen. Auch hier gilt, frühzeitig melden.
Von Verkaufsangeboten im Internet möchte ich abraten. Leider nimmt in den letzten Jahren der Anzahl gestohlener Bienenvölker zu und es steht zu befürchten, daß diese Völker, oder zumindest ein Teil davon anschließend im Internet zum Kauf angeboten werden.





Welche Bienenrasse?


Hierüber werden wahre Glaubenskriege unter den Imkern geführt.
Ich persönlich bin der Ansicht, es ist eigentlich egal. Ob Carnica oder Buckfast soll jeder für sich entscheiden.

Die Carnica bildet recht große Völker, kommt recht früh in die Brut und kann damit die Frühtrachten (Obstblüte, Raps etc.) recht gut abdecken. Auch die Sommertrachten, wie Linde trägt sie noch sehr gut ein.
Die Carnica neigt eher zum Schwärmen, das heißt man muß ein Auge auf Schwarmzellen haben und / oder rechtzeitig Ableger als Schwarmvorwegnahme bilden.

Die Buckfast ist eine Kreuzung (also eine Kunstrasse) aus mehreren Bienenrassen, hauptsächlich Apis melifera ligusicta (Italiener Biene) und Apis melifera melifera (Dunkle Europäische Biene).
Die Buckfast ist eine friedliche, schwarmträge Biene, die einen überdurchschnittlichen Honigertrag bringt (Aussage Wikipedia).
Als Nachteil der Buckfast erscheint mir, das bei Ablegern Zuchtköniginnen zugegeben werden müssen, da bei Standbegattung (die jungen Königinnen werden im Bereich des eigenen Bienenstandes begattet) mehr und mehr die Eigenschafften der Buckfast verloren gehen.

Momnetan steht auch wieder die Dunkle Europäische Biene, Apis melifera melifera, zur Diskussion. Die würde ich nicht halten wollen, da sind mir die Aussagen einiger älterer Imkerkollegen im Ohr, die mit dieser Rasse noch geimkert hatten und die das auf keinen Fall mehr wollen, weil die Dunkle Biene wohl nicht gar so sanftmütig war.

Um unötige Diskussionen oder gar Streitereien zu vermeiden, würde ich empfehlen die Bienenrasse zu halten, die benachbarte Imker halten.

Ich arbeite mit der Carnica, hauptsächlich standbegattet.
Manchmal sind die Damen auch übel drauf, das liegt dann aber meist am Wetter und wenn ich kann, verschiebe ich dann den Eingriff am Volk auf den nächsten Tag.


Ableger oder Wirtschaftsvolk?


Ein Ableger ist ein Jungvolk, daß in diesem Jahr gebildet wurde. Es hat meist eine junge Königin. Die Größe eines Ablegers kann von 3 Waben bis 10 Waben betragen, je nach dem, wann er abgegeben wird und wie stark er gebildet wurde.
Ableger werden meist Ende April bis Ende Mai erstellt und 4 bis 6 Wochen später abgegeben.
Für einen Anfänger ist ein Ableger ein guter Einstieg. Man braucht sich im ersten Jahr nicht um eventeulle Schwarmtriebigkeit zu sorgen, allerdings ist auch die Wahrscheinlichkeit Honig zu ernten recht gering.
Ein Wirtschaftsvolk ist ein Volk, daß überwintert hat. Optimal wäre, wenn die Königin aus dem Vorjahr wäre. Ein starkes Wirtschaftsvolk sollte im Rähmchenmaß Zander oder Deutsch Normal 2 Zargen, also 20 Waben füllen.
Wirtschaftsvölker werden ab dem Frühjahr abgegeben, wenn absehbar ist, daß sie den Winter gut überstanden haben und richtig in der Brut sind, also etwa zu Beginn der Kirschblüte.
Ein Wirtschaftsvolk ist natürlich deutlich teuerer als ein Ableger, hatte der Imker doch die Kosten und das Risiko der Überwinterung. Aber man kann und sollte daraus einen eigenen Ableger bilden und kann auch mit der ersten eigenen Honigernte rechnen. Ein Wirtschaftsvolk stellt somit für einen Anfänger die größere Herausforderung dar, parallel zu einem Imkergrundkurs aber durchaus die bessere Alternative, da alles Gelernte direkt am eigenen Volk nachgearbeitet werden kann.


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