Kleiner Leitfaden für Neuimker



Der Versuch einer Entscheidungshilfe




Die Behausung der Bienen – die Beute





Die Bienen sind, was ihre Behausung betrifft recht anspruchslos – ausreichend Raum, trocken und windgeschützt – schon sind die Mädels zufrieden. Ein hohler Baumstamm wäre da schon perfekt.
Der Anspruch des Imkers ist da schon ein anderer. Wer will schon mit der Kettensäge Honig ernten? Der Imker will möglichst einfach an den Bienenvölkern arbeiten können und Honig ernten ohne das komplette Wabenwerk zerstören zu müssen, also eine Trennung zwischen Brutraum und Honigraum.
Die Frage nach der richtigen Beute ist also eine Frage, wie der Imker arbeiten will.
Ob Magazinbeute, Bienenkiste oder Topbarhive, alle haben ihre Vor- und Nachteile. Die einzig wahre Beute gibt es nicht.
Lassen wir mal Begriffe wie „wesensgemäß“ und „ökologisch“ einfach beiseite, das hat was mit der „Betriebsweise“, also der Art, wie man die Bienen hält zu tun und ist wiederum mit nahezu jedem Beutentyp möglich.
Man kann die Beutentypen unterscheiden in erweiterbar (Magazinbeute) und nicht erweiterbar (Trogbeute, Bienenkiste).

Die Bienenkiste beruht auf der 100 Jahre alten Idee des Krainer Bauernstocks der sich schon damals nicht durchsetzen konnte und meiner Ansicht nach auch heute eine der schlechtesten Lösungen zur Bienenhaltung darstellt. Er hat keine beweglichen Rähmchen, was die Durchsicht des Volkes extrem erschwert (Drohnenbrütigkeit, Kontrolle auf Amerikanische Faulbrut oder andere Brutkrankheiten, etc.) Auch eine Ablegerbildung als Schwarmvorwegnahme oder Kontrolle auf stille Umweiselung oder versteckte Schwarmzellen sind fast unmöglich. Das Handling halte ich für extrem umständlich. Für einen Anfänger ist eine solche Beute, auch wenn sie gerade für Anfänger hochgelobt wird, meiner Meinung nach völlig falsch.

Die Bienenbox, die Melifera Einraumbeute und die Topbar Hive sind sogenannte Trogbeuten. Die Waben sind alle nebeneinander auf einer Ebene angeordnet in einer trogartigen Beute.
Der Vorteil: man kann an dem Volk arbeiten, sogar Honig ernten ohne zum Teil schwere Zargen abheben zu müssen. Der Nachteil ist, daß diese Beuten nicht erweiterbar sind. Heißt, wenn starke Trachten herrschen tragen die Bienen Honig ein und lagern den auch, wenn kein weiterer Platz mehr da ist im Brutnest ein, was dazu führt, daß die Königin keinen Platz mehr hat neue Eier zu legen, das Volk nicht weiter wachsen kann und schlußendlich die Bienen schwärmen. Wenn man jetzt Honigwaben zieht um Platz zu schaffen kann es sein, daß der Honig noch nicht reif genug ist und einen zu hohen Wassergehalt aufweist, damit ist der Honig nicht verkaufsfähig und die Gefahr des Gärens besteht.

Die Magazinbeute ist aus einzelnen Elementen zusammen gesetzt, beginnend mit dem Boden, dann Zargen (wie eine Holzkiste ohne Deckel und Boden) in die die Rähmchen eingehängt werden und abschließend einen Deckel. Der klare Vorteil der Magazinbeute liegt darin, daß man den Bienen den Raum geben kann, den sie gerade benötigen, indem man Zargen aufsetzt oder ggf. auch wieder abnimmt. Der Nachteil ist eben auch, um einen kompletten Überblick zu bekommen, muß man ggf. Zargen abheben um weiter unten durchsichten zu können.
Wenn man jetzt bedenkt, daß die Biene ursprünglich ein Waldbewohner war und in hohlen Bäumen genistet hat, entspricht die Raumform in einer Magazinbeute (Breite / Tiefe zu Höhe) eher der ursprünglichen Nestform wie eine Trogbeute oder der Bienenkiste. Aus diesen Zeiten stammt auch die Angewohnheit der Bienen, den Honig immer oben über dem Brutnest einzulagern.
Die Magazinbeuten kann man wiederum in zwei Typen unterteilen: mit einem großen ungeteilten Brutraum (z.B. Dadant) und geteiltem Brutraum, dafür aber einem einheitlichen Wabenmaß. Über die Vor- und Nachteile werden fast schon Glaubenskriege geführt und füllen Bücher, das würde diesen Rahmen hier gnadenlos sprengen. Man kann mit beiden Typen erfolgreich imkern.

Ich persönlich arbeite mit der Magazinbeute. Sie bietet mir unter anderem den Vorteil, daß ich sie „endlos“ erweitern kann, vor allem wenn die Bienen sehr viel Honig eintragen. Einfach eine Zarge oben drauf. Ich kann dadurch vermeiden, daß das Brutnest durch Honigeintrag zu klein wird und die Bienen damit in den Schwarm getrieben werden. Die beweglichen Rähmchen, die in meinen Beuten auf Metallschienen aufliegen, bieten jederzeit die Möglichkeit sich einen sehr guten Einblick über den Zustand des Bienenvolkes zu verschaffen, gerade das war mir als Anfänger sehr wichtig und hat mich sehr beruhigt. Mit diesen Rähmchen lassen sich auch recht einfach Ableger bilden zur Schwarmvorbeugung und zur Völkervermehrung. Die Magazinbeute bietet auch die einfache Möglichkeit schwache Völker miteinander zu vereinigen.
Übrigens, Naturwabenbau ist auch in der Magazinbeute möglich.

Das Rähmchenmaß und der Beutentyp sind eher zweitrangig. Die verbreitesten Maße dürften Deutsch Normal Maß (DNM), Zander und Dadant sein. DNM und Zander geben sich nicht viel, bei beiden besteht der Brutraum aus zwei Zargen. Bei Dadant ist die Brutraumzarge etwa so groß wie zwei Zargen Zander oder DNM. Da eine solche Zarge als Honigraum sehr schwer wäre, ca. 40 kg Honig plus das Gewicht der Zarge, Rähmchen und Wachs, nimmt man bei Dadant etwa halb so hohe Honigräume. Zadant, Zander 1,5 oder DNM 1,5 sind an Dadant angelehnt.
Ich denke man sollte sich mit dem Rähmchenmaß an seinem Imkerpaten orientieren (oder sich einen Imkerpaten mit seinem Wunschmaß suchen) denn damit kennt er sich aus und kann auch besser helfen. Der Unterschied zwischen einem großen Brutraum und zwei kleineren Bruträumen ist bei der Völkerführung nicht unerheblich.
Ich persönlich arbeite mit modifizierten Zanderrähmchen, weil mir die Rähmchen mit den längeren Ohren (das sind die überstehenden Teile des Oberträgers) sehr gut in der Hand liegen und die stärkeren Oberträgerleisten nicht zum durchsenken neigen. Ich verwende die Hoffmannseitenteile und habe damit immer den richtigen Wabenabstand und muß nicht extra Abstandshalter aufnageln.
Bei der Auswahl der Beute sollte man daran denken, daß beispielsweise eine volle Honigzarge im Zandermaß (20kg Honig) etwa 30 bis 35kg wiegt und entsprechende Griffleisten von Vorteil sind. Es gibt Innen-, Außen- oder ohne Falz, da sehe ich keine wirklichen Vor- oder Nachteile.
Meine Zargen haben keine Falz, auf der Unterseite nur zwei kleine Rutschleisten. Sie lassen sich, wenn sie mit Propolis miteinander verkittet sind (und meine Bienen lieben scheinbar Propolis) mit dem Stockmeisel recht gut auseinander hebeln.

Holz oder Styropor-Hartschaum?
Es gibt Magazinbeuten aus Styropor und aus Holz, auch hierüber werden Glaubenskriege geführt. Der vermeintliche Vorteil der Styroporbeute ist, daß sie leichter sein soll. Tatsächlich wiegt die komplette Styroporbeute ca. 10kg, die Holzbeute etwa 14kg, das heißt das Gewicht einer Holzzarge ist maximal 1kg schwerer. Berücksichtig man, daß sich etwa 20kg Honig und etwa 1kg Wachs, plus das Gewicht der Rähmchen bei einer vollen Zarge hinzukommen, finde ich die „Ersparnis“ von einem Kilogramm lächerlich. Ich bin der Ansicht, als Imker arbeiten wir mit der Natur, da haben solche künstlichen Stoffe nichts zu suchen. Holz ist ein natürlicher und nachwachsender Rohstoff. Ebenfalls sollte man das spätere Problem der Entsorgung nicht vergessen.
Holzzargen lassen sich zum desinfizieren mit einer Lötlampe abflammen, Styropor muß mit verdünnter Natronlauge desinfiziert werden.
Für mich persönlich kommt nur Holz in Frage, ist aber jedermanns eigene Entscheidung.

Welche Beute Du Dir schließlich zulegst hängt auch von folgender Überlegung ab:
Wo kannst Du Deine Bienen aufstellen? Bleibt nur der Balkon, würde ich zur Bienenbox oder zur Melifera Einraumbeute raten. Hast Du einen Garten zur Verfügung oder kannst Deine Bienen auf einem anderen Grundstück aufstellen, bietet in meinen Augen die Magazinbeute deutlich mehr Vorteile. Bei der Magazinbeute brauchst Du auch Platz, wo Du über Winter die nicht benötigten Zargen lagerst (trocken!).

Ich arbeite mit der Hohenheimer Einfachbeute (nach Dr. Liebig) und bin damit recht zufrieden. Die Griffleisten könnten für meinen Geschmack etwas stärker sein.
Eine solche Beute kostet mit Boden, Varroaschublade, drei Zargen, Innendeckel und Blechdeckel ca. 110 €.
Für die Ablegerbildung braucht man auch nicht unbedingt spezielle Ablegerkästen. Ich halte lieber ein paar komplette Beuten auf Vorrat, die ich genauso gut für die Ablegerbildung nutzen kann. Die übrigen Zargen kann ich als Honigzargen bei starken Trachten einsetzen. Und falls ich einen Schwarm einfange, kann ich den dann natürlich in eine der Reservebeuten einschlagen, da wäre ein Ablegerkasten deutlich zu klein.


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